1933 - 1935



Das Dritte Reich

 

Einen Keil zwischen die Vereinsreihen schob die sogenannte Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahre 1933. Das erste Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft verging ohne besondere Vereinsereignisse. Auf den 18. Dezember hatte man eine Weihnachtsfeier anberaumt. Auf ihr sollte ein Theaterstück aufgeführt werden, mit dem man der neuen Zeit Rechnung tragen wollte: "Horst Wessel". Einige Mitglieder aber weigerten sich, bei dem Stück mitzuspielen. Man musste sich also entschließen, es kurzfristig wieder abzusetzen.

 

Die erste Generalversammlung unter braunen Vorzeichen fand am 4. Februar 1934 statt. Das Vereinsmitglied Binder, das Stützpunktleiter der NSDAP geworden war, bemerkte, dass der Verein gleichgeschaltet werde und somit keine geheime Wahl mehr stattfinden könne. Nur noch der erste Vorsitzende werde vereinsöffentlich gewählt. Nach dem Führerprinzip aber bestimme er seine Beisitzer durch Zuruf selbst. Albert Klass blieb Vorsitzender und berief Hermann Schweizer, Christian Schlegel und Richard Döbler in den erweiterten Vorstand.
Vielen behagte der neue Zeitgeist nicht und der Verein drohte buchstäblich auseinander zu brechen. Vorstand Klass sprach in der folgenden Generalversammlung von einer "tückischen Krankheit, der der Verein zum Opfer zu fallen drohe". Einige Mitglieder fühlten sich krank oder hätten plötzlich keine Zeit mehr. Auch der seitherige Schriftführer Richard Döbler wollte nicht mehr mitmachen, hatte Eintragungen im Protokollbuch verweigert und schließlich seinen Austritt erklärt.

 

Mancher Musiker probte eine Art passiven Widerstand. Es hieß, der Paukenschläger erfülle seinen Posten nicht mehr, es hätte gar keinen Wert mit ihm auf ein Musikfest zu gehen. Auch der Bassist versuche, die Kapelle zu blamieren und wolle ihr eins auswischen. Gelungen sei es ihm nicht, blamiert habe er sich selbst. Schließlich habe sich der Dirigent selbst in die Lücke gestellt und gezeigt, dass er nicht bloß Dirigent, sondern auch Mitarbeiter sei. Auch sei der Vorsitzende selbst bei solchen Gelegenheiten ferngeblieben, so dass man ihm unterstellen könne, er sei über die Sabotage informiert gewesen. Bassist und Vorstand erklärten schließlich ihren Rücktritt.

 

Erst 1937 kam es zur Wahl eines neuen Vorsitzenden. Der seitherige Stellvertreter Karl Bauder wurde einstimmig dazu bestimmt. Erstmals vermerkt der Schriftführer Philipp Baumann, dass die Versammlung mit einem "dreifachen Sieg Heil auf unseren Führer" geendet habe. Im März 1945 wurde dieser Protokolleintrag wieder gestrichen.

 

Und weiter fand die vielbeschworene Einigkeit des Dritten Reiches jedenfalls im Musikverein Beuren nicht statt. Versammlungen wurden wenig besucht und die Kapelle war durch weitere Austritte kaum mehr in einem spielbaren Zustand.

 

Im März 1939 trat schließlich der Vorsitzende, Karl Bauder, nicht nur vom Amt zurück, sonder auch aus dem Verein aus.

 

Am Vorabend des Zweiten Weltkriegs stand man buchstäblich vor einem Scherbenhaufen. Durch Einberufungen zum Kriegsdienst erlosch schließlich das Vereinsleben fast vollständig.

 

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